Arbeit mit Teilpersönlichkeiten

 

 

Voraussetzung für die Teilpersönlichkeitsarbeit ist zunächst ein gewisses Maß an Achtsamkeit, um zu erkennen, wann und wie sich eine Teilpersönlichkeit ausdrücken wird. Der Prozess des Bewusstwerdens und Kennenlernens ist der erste Schritt, Verantwortung für sich zu übernehmen, für die angenehmen sowie für die unangenehmen Teile der eigenen Persönlichkeit. Wer lernt, mit den eigenen Verhaltensmustern umzugehen, findet zu stärkerem Selbstbewusstsein. Erst dann können wir hinter das Offensichtliche blicken und erfahren, was dieser innere Teil von uns will und weshalb er sich so verhalten hat.

Der schwierigste Schritt ist die Akzeptanz. Was wir nämlich nicht wahrhaben wollen, können wir auch nicht verändern. Niemand möchte ein Trauerkloss oder ein Angsthase sein. Der liebevolle Blick auf diese Aspekte kann allerdings helfen, ihn durch Annahme zum Ausgleich zu bringen. Aus einer distanzierten Sichtweise heraus können wir dann lernen, Teilpersönlichkeiten ganz bewusst zu koordinieren – bis sie in der Synthese miteinander und mit unserem ICH harmonisch agieren. Um diese Entwicklungsstufe vom „Wahren Selbst“ zu erreichen, ist es jedoch zunächst einmal nötig, in der therapeutischen Schattenarbeit sich alle unbewussten und unverbundenen Teilpersönlichkeiten, Masken oder Rollen bewusst zu machen und diese zu integrieren.

 

 

Die 5 Schritte der Arbeit mit Teilpersönlichkeiten

 

1. Erkennen

Wir lernen die verschiedenen, auch widersprüchlichen, Aspekte in uns selbst zu erkennen und somit machen wir eine Art kleine Psychoanalyse. Erkennen heißt in mich hineinschauen. Wer bin ich? Was mache ich jetzt? In welchem Teil bin ich? Wie wohl fühle ich mich damit? Dieses Erkennen ist der erste Schritt, wenn wir anfangen mit Teilpersönlichkeiten zu arbeiten. Ich kann nicht mit etwas arbeiten, was ich nicht wahrnehme, was ich nicht erkenne. Erkennen kann ich nur etwas, von dem ich zumindest eine Ahnung habe, dass es da ist. Vielleicht habe ich nur eine innere Ahnung oder ein Gespür, dass da etwas ist. Es ist völlig nebulös, diffus, verschwommen, ich kann es nicht greifen es ist nicht genügend Licht da, aber ich kann beginnen mit meiner Aufmerksamkeit dahin zu gehen, damit dieses noch Unbekannte Konturen annehmen kann.

 

 

2. Akzeptieren

Wir lernen uns von der Kontrolle der Kräfte zu befreien, die uns normalerweise beherrschen und uns wie Ping-Pong-Bälle hin und her springen lassen. Der zweite Schritt heißt akzeptieren. Kann ich etwas akzeptieren, was ich nicht erkenne? Ich kann mich erst in Richtung Akzeptanz bewegen, sobald ich wahrnehme, sobald ich erkenne. Ich kann nicht etwas akzeptieren, das ich nicht kenne. In diesem Schritt geht es um das „Annehmen können“ dessen was es ist. Dies ist ein Aspekt, ein Teil von mir. Je mehr ich erkenne, je mehr ich wahrnehme, was in mir selbst ist, desto schwerer fällt es mir natürlich auch es vollkommen abzulehnen.

 

 

3. Integrieren – Koordinieren

Wir tragen viel zur Bildung unserer Einheit bei, wenn wir unseren Teilpersönlichkeiten gestatten miteinander statt gegeneinander zu wirken. Der dritte Schritt ist das Integrieren „zum Ausdruck bringen“, „in Kontakt kommen mit der archetypischen Qualität“. Es ist mehr als meine Teilpersönlichkeit zum Ausdruck zu bringen; integrieren heißt sich dem Kern anzunähern, zum Kern kommen. Durch die äußeren Schichten bin ich sozusagen schon hindurchgedrungen, ich weiß das da ein Schatz vorhanden ist, auch wenn es zunächst nicht so aussieht. Ich bewege mich darauf zu, um diese Qualität zu entdecken und sie in einer anderen Form zum Ausdruck zu bringen, als ich es bisher getan habe. Zum Ausdruck bringe ich in jedem Fall etwas durch die Teilpersönlichkeit, die Frage ist nur, ob ich schon alle Möglichkeiten des Ausdrückens dieser Qualität zur Verfügung habe. Hier beginnen wir unser Potential zu vergrößern.

 

 

4. Transformieren

Wir können jede Teilpersönlichkeit zu ihrem höchsten Potential führen und dabei entdecken, dass jeder seelische Aspekt in sich selbst den Samen seiner eigenen Transformation trägt. Der vierte Schritt ist die Transformation. Hier verbinden wir uns mehr und mehr mit der transpersonalen Qualität und manifestieren diese in unserem Leben. Beim Integrieren geht es darum, in Kontakt mit der archetypischen Qualität zu kommen, beim Transformieren geht es darum, die Verbindung herzustellen, es nicht nur beim Kontakt zu belassen, sondern es wirklich in mein Leben einzubeziehen und mich damit zu verbinden. Transformieren beinhaltet Neugestaltung, Neuorganisation.

 

 

5. Synthese

Indem wir eine Maske nach der anderen ablösen, nähern wir uns mehr und mehr der Entdeckung unseres darunterliegenden Kerns: «Unser wahres Selbst“. Die fünf Stufen können auch als Annäherungsprozesse bezeichnet werden. Es ist wie eine Suchbewegung auf etwas, auf eine Vision zu, die ich klar habe. Dies ist kein Prozess, der irgendwann abgeschlossen ist, sondern eine fortlaufende Bewegung näher zum höheren Selbst.

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